Feuerwehrdienst in Zeiten der Pandemie: So läuft es bei den Blauröcken in Ratekau

Feuerwehrdienst in Zeiten der Pandemie
Hygieneregeln und Kontaktvermeidung: Auch der Dienst bei den Feuerwehren ist seit Monaten stark durch die Corona-Auflagen eingeschränkt, wie Ratekaus Ortswehrführer Marc Papendorf zu berichten weiß. (Foto: Stefan Setje-Eilers)

Ratekau. Es gibt nahezu kaum einen Bereich, der nicht von Corona betroffen ist. Schulen und Kindergärten sind nur bedingt geöffnet. Zahlreiche Geschäfte müssen auch weiterhin geschlossen bleiben, viele Firmen haben ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt und auch bei den meisten Vereinen läuft aktuell kaum etwas. Selbst die, die nach wie vor tagtäglich rund um die Uhr für andere da sind, können nur eingeschränkt agieren. So wie die Freiwilligen Feuerwehren. Im Gespräch mit Ratekaus Ortswehrführer Marc Papendorf haben wir uns einmal erkundigt, wie die Arbeit der Ehrenamtler sich dort seit Ausbruch der Pandemie verändert hat.

„Dieses Jahr ist es sogar noch schlimmer. Im letzten Jahr haben wir zunächst noch versucht, Zusammenkünfte auf ein Äußerstes zu beschränken. Es gab noch vereinzelnd Dienste, aber auch schon keine Versammlungen mehr“, schildert Papendorf.

Aber zumindest bei den Einsätzen lief es noch ein wenig wie zuvor – wenn auch mit Einschränkungen. „Wir hatten angefangen, Löschgruppen zu bilden. Also Nachtschicht und Tagschicht, wobei die Tagesbesatzung aus Personal  bestand, das hier im Ort arbeitet.“ Ein guter Ansatz, aber nicht ohne Gefahrenpotenzial, denn „wenn die Tagesbesatzung  ausgefallen wäre, wären wir hier tagsüber komplett abgemeldet.“

Also gibt es in diesem Jahr auch keine Gruppenaufteilung mehr. Statt dessen gelte bei Einsätzen nun: „Wer kommt, der kommt.“

Dabei halten sich die Einsatzkräfte natürlich auch hier streng an die Schutzvorschriften. Masken werden schon draußen vor dem Feuerwehrhaus aufgesetzt, die Fahrzeuge hinten im Gruppenraum maximal mit vier Leuten besetzt und es wird Abstand gehalten, so gut es geht.

„Im letzten Jahr haben wir sogar noch  Dienste in Kleinstgruppen von sechs bis neun Einsatzkräften gemacht, zumal wir ja das neue Einsatzfahrzeug bekommen haben, auf das alle beschult werden sollten. Mit Fortschreiten der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen sind wir dazu übergegangen, zumindest noch die Maschinisten in Zweiergruppen extra zu schulen.“

Der Rest der Truppe habe ebenfalls in Kleinstgruppen zumindest die alltäglichen Handhabungen eines Feuerwehrmannes geübt, sprich die Standarteinsatzgeschichten wie Schläuche rollen, Wasser geben, Auto aufmachen.

Mit dem neuerlichen Lockdown im Dezember sei aber auch damit Schluss gewesen. Und so blieb nur das, was so viele als letzte Lösung nutzen: Im Januar wurde ein Video gedreht, um die Einsatzkräfte wenigstens per „Ferndiagnose“ zu schulen.

Im Gegensatz zum letzten Jahr, als ein Stufenplan des Kreises vom Sommer bis zum Lockdown im Dezember noch Übungsabende unter Auflagen erlaubte,  werden diese aktuell gar nicht mehr durchgeführt.

Persönlichen Kontakt gib es ebenfalls nicht; oder eben nur noch via Videokonferenz beziehungsweise im Ernstfall. „Aber auch bei den Einsätzen heißt es ,Auf Abstand!, Raus aus dem Auto, Einsatz abarbeiten, danach alles schnell aufklaren und wieder verschwinden‘“, schildert Ratekaus Ortswehrführer.

Eine Corona-Testpflicht für die Blauröcke besteht übrigens nicht, allerdings „können wir uns mit Unterstützung unserer Scharbeutzer Kameraden im dortigen Testzentrum jederzeit vorrangig testen lassen, wenn jemand meint, Symptome zu haben.“

Beim Impfen dagegen gibt es gar keine Privilegien für die Feuerwehrleute – was Papendorf nicht ganz behagt: „Als Person, die direkt am Geschehen an andere Menschen ran muss, wäre es natürlich wünschenswert, wenn man weiß, dass man geschützt ist.“

Und: „So schützen wir uns bei Bedarf mit Schutzanzügen, fragen natürlich zuerst auch beim zu Rettenden, ob es irgendwelche Symptome gibt, die auf eine mögliche Corona-Erkrankung hindeuten.“ Zudem werde bei Einsätzen mit Personenkontakt immer nur ein Mindestbedarf an Personal eingebunden.

Um auf den Übungsbetrieb nicht komplett verzichten zu müssen, haben Papendorf und sein Führungsstab aktuell eine Liste mit Verlinkungen zu Feuerwehr-Videos zusammengestellt, in denen demonstriert wird, wie feuerwehrtechnische Dinge zu handhaben sind. „Wir überbrücken mit diesen Videogeschichten jedoch nur die übungslose Zeit. Ich hoffe aber, dass wir so schnell wie möglich wieder in den Stufenplan des Kreisfeuerwehrverbandes einsteigen und zumindest in Kleinstgruppen üben können“, erklärt Papendorf, schränkt aber gleich ein, dass er bislang noch nichts von einem neuen Stufenplan wisse.

Die bisherige landeseinheitliche Stufenempfehlung wurde von zunächst Ende Februar 2021 auf jetzt Ende März 2021 außer Kraft gesetzt.

Kurzum: Bis auf die erforderlichen Einsätze findet auch bei der Feuerwehr nichts statt. Selbst vorgeschriebene Prüfungen wie etwa für Atemschutzträger oder der regelmäßige ärztliche Gesundheitscheck sind erst einmal von der Feuerwehrunfallkasse auf Eis gelegt.

Papendorf: „Unsere Jahreshauptversammlung mit notwendigen Wahlen musste ebenfalls abgesagt werden.“

Ein Lichtblick seien dagegen die Mitgliederzahlen in der Ratekauer Wehr. 42 Aktive verrichten hier ihren Dienst. „Wir hatten letztes Jahr vier oder fünf Neueintritte. Das ist natürlich erfreulich. Weniger schön ist, dass man die Neuen gar nicht kennenlernen kann.“

Ebenfalls ärgerlich: „Ehrungen, die man den Personen verdientermaßen zukommen lassen will, sind nicht durchführbar.“ Und ganz besonders schlimm: „Beerdigungfälle. Einer unserer Kameraden ist im letzten Jahr verstorben. Nicht einmal mit einer Abordnung konnten wir ihm das letzte Geleit geben."

Einen konkreten Inzidenzwert, bei dem auch die Blauröcke zumindest eingeschränkt wieder loslegen können, gibt es nicht. „Darüber entscheidet die Landesregierung beziehungsweise der Kreisfeuerwehrverband. Wenn man sieht, dass hier und da gelockert wird, wie jetzt beispielsweise bei den Frisören, einigen Sportstätten oder teilweise auch im Einzelhandel, kann man zumindest hoffen, das da demnächst auch eine Ansage für die Feuerwehren kommt.“

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