Minister Buchholz und Ostsee-Holstein-Tourismus e.V. ziehen erste positive Zwischenbilanz

Strandampel soll weiter ausgetestet werden

Zwischenbilanz Corona Sommer
Katja Lauritzen (OHT) Minister Bernd Buchholz, André Rosinski (TALB), Jörg Weber (VHT) und Bürgermeisterin Bettina Schäfer zogen eine positive Zwischenbilanz des „Corona-Sommers". Foto: René Kleinschmidt

Scharbeutz. Einen Monat nach Ende der Sommerferien haben die Tourismus-Verantwortlichen des Ostsee-Holstein-Tourismus e. V. und Vertreter aus der Lübecker Bucht bei einem Treffen mit Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz eine weitgehend positive Zwischenbilanz ihrer Sommersaison gezogen. „Auch wenn die Lübecker Bucht an insgesamt zirka vier heißen Wochenenden durch zusätzliche Tagesgäste zweifellos an ihrer Kapazitätsgrenze und teilweise auch darüber waren, lässt sich für die gesamte Ostsee in Schleswig-Holstein sagen, dass der Besucherandrang insgesamt handhabbar bis entspannt war“, sagte OHT-Geschäftsführerin Katja Lauritzen. Vor allem das erstmals angewandte Konzept der elektronischen Besucherlenkung habe sich bewährt: „Hätte es die Strandampel nicht nur in den Orten Scharbeutz, Sierksdorf, Timmendorfer Strand und Pelzerhaken gegeben – sie hätte von Juni bis Ende August in weiten Teilen der übrigen Ostsee Schleswig-Holsteins vermutlich dauerhaft auf ,grün‘ gestanden“, so Lauritzen.

Nach den Worten von Tourismusminister Buchholz sei besonders erfreulich, dass es trotz der teils massiven Gäste-Zuwächse an der Ostseeküste – von Einzelfällen abgesehen – zu keinen Corona-Ausbrüchen gekommen sei. „Damit zeigt sich zum einen, dass die Hygiene-Konzepte von Hotels und Gastronomie aufgegangen sind und sich die große Mehrheit der Gäste überaus achtsam und vernünftig hinsichtlich der Abstandsregeln verhalten hat.“ Der Minister dankte neben den Ordnungskräften vor allem auch den Einheimischen in den Ferienorten, die sich als geduldige Gastgeber erwiesen hätten und teilweise selber für Bade-Ausflüge sogar auf Binnenland-Seen in der Holsteinischen Schweiz ausgewichen seien.

Die Ostseeküste liegt mit den derzeitigen Gäste- und Übernachtungszahlen über dem Landesdurchschnitt mit teils zweistelligen Zuwächsen: In Heiligenhafen stiegen die Übernachtungen (ohne Camping) um 19 Prozent, in Kellenhusen um 13, in Scharbeutz um 12, in Timmendorfer Strand um 7, in Dahme und Travemünde um 6 und in Neustadt um zwei Prozent. Buchholz: „Damit kristallisieren sich vor allem Orte zwischen dem Fehmarnsund und der Trave als Volumenbringer und Verlustbremse der diesjährigen Corona-Saison heraus“, denn landesweit ging die Zahl der Übernachtungen im Juni um 11 Prozent zurück.  

„Damit bleibt die noch im April befürchtete Katastrophe für unseren Tourismus aus – und wir werden in diesem Jahr im Vergleich zu anderen Bundesländern immerhin noch mit einem hellblauen Auge und hellroten Zahlen davonkommen. Insbesondere die Nachsaison lässt noch auf mehr Zuwächse hoffen“, sagte Buchholz. Die Erfolge einzelner Orte dürften allerdings nicht über die teils dramatische Lage von einzelnen Gastronomie- oder Einzelhandelsbetrieben und Schwimmbädern hinwegtäuschen. Vor allem die Landgasthöfe in zweiter Reihe hätten nach wie vor massiv zu kämpfen.

Mit Blick auf die Strandkorb-Vermieter während der Sommerferien, die mit der Kontrolle von Abstandsregeln an ihren Strandabschnitten teilweise „Schwerstarbeit“ leisteten, wollen die Gemeinden und ihre Touristiker für das kommende Jahr vorbeugen. Bettina Schäfer, Bürgermeisterin von Scharbeutz, sagte: „Wir haben die Saison gut ,gerockt‘, aber für 2021 müssen wir uns mit dem Land und dem Kreis über die ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen einig werden“. OHT-Vorsitzender Weber ergänzt: „Wenn wir unseren ordnungsrechtlichen Aufgabenumfang kennen, können wir die Grenzen unseres Handelns einordnen und ggfs. Alternativkonzepte erarbeiten“. Eine Weiterführung der vom Land aufgestellten mobilen Hinweistafeln an den wichtigsten Zufahrtstraßen schwebt den Bürgermeistern dabei genauso vor, wie der Einsatz zusätzlicher Polizei-Fußstreifen beziehungsweise Bereitschaftspolizei.

Laut Schäfer und OHT-Chefin Lauritzen sowie OHT-Vorstand Jörg Weber sollen die Erfahrungen des Sommers mit Betretungsverboten und den Wirkungen der Strandampel aktuell zusammen mit den zuständigen Kreis- und Landesbehörden ausgewertet werden. André Rosinski von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht fügte an: „Die Internetseite Strandticker.de mit knapp 3,5 Millionen Seitenaufrufen innerhalb von sechs Wochen hat das enorme Informationsbedürfnis der Gäste deutlich gemacht. Diese Information stellt eine gute Form der Besucherlenkung dar“.

„Für das kommende Jahr werden wir über weitere digitale Autobahnschilder ebenso nachdenken müssen wie über eine landesweite Strandampel“, sagte Buchholz. Er machte aber zugleich deutlich, dass mit den Strandampel-Projekten der Lübecker Bucht und in St. Peter-Ording zunächst nur Erfahrungen und Daten gesammelt werden. „Je mehr Kommunen sich später daran beteiligen, umso besser für alle Tourismusorte.“  Allerdings könne das Land keine flächendeckende Installation von Sensortechnik finanzieren.

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