100 Jahre Niendorfer Hafen: Jubiläum für ein „Schmuckstück an der ostholsteinischen Ostseeküste“

100 Jahre Hafen Niendorf
Tourismuschef Joachim Nitz beim Interview mit Fischer Lars Hauswald (li). Foto René Kleinschmidt

Timmendorfer Strand. Im Rahmen der Niendorfer Hafentage wurde am letzten Juli-Wochenende auch ein besonderes Jubiläum gefeiert: 100 Jahre Niendorfer Hafen.

Zum Festakt am Samstagnachmittag, dem 30. Juli, konnten Bürgervorsteherin Anja Evers, Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke und Tourismus­chef Joachim Nitz unter anderen den Landrat des Kreises Ostholstein, Reinhard Sager, die Landtagsabgeordnete Wiebke Zweig, die Bürgermeisterin der Gemeinde Scharbeutz, Bettina Schäfer, sowie die Bürgermeister von Neustadt in Holstein und Sierksdorf, Mirko Spiekermann und Udo Gosch, begrüßen.

„Ursprünglich war der Niendorfer Hafen im Jahre 1922 für 25 Motorbote angelegt worden, aber nach dem Ende des zweiten Weltkrieges tummelten sich 1947 hier im Hafen bereits 140 Fischerboote und 1951 waren es immerhin noch 75 Fischerboote, die zwar Platz benötigten, aber dem Fischereihafen auch eine außergewöhnliche Blütezeit bescherten,“ sagte Bürgermeister Sven Partheil-Böhnke in seiner Rede. „Erst 1992, also 70 Jahre nach der Fertigstellung des Hafens, ging im Zuge der vollständigen Übertragung des Bädervermögens der Hafen vom Kreis Ostholstein auf die Gemeinde über mit der Konsequenz, dass die Gemeinde fortan auch die finanzielle Ausstattung des defizitären Hafenbetriebes übernehmen musste. Das Geschenk des Kreises war also für die Gemeinde ein teures, und so musste der Kreis 1992 noch eine halbe Million D-Mark obendrauf legen, um das Geschenk zu versüßen.“

In den Jahren 2005 und 2006 wurde der Hafen aufwendig grundsaniert und an die EU-Richtlinien angepasst. In diesem Zuge enzstanden auch die bunten Fischverkaufshäuschen.

Partheil-Böhnke sagte weiter: „Die Entwicklung nahm parallel neben dem Aufstieg des Hafens zum Freizeit- und Wirtschaftshafen auch noch eine ganz andere Richtung, denn mit Einführung der Fangquoten Anfang der 90er Jahre begann die Fischerei, einstmals die Lebensader unseres Hafens, immer weiter zurückzugehen.“ Waren es 2007 noch 12 Haupt- und 6 Nebenerwerbsfischer, sind es heute nur noch zwei Haupterwerbsfischer. „Wir wissen heute nicht, in welche Richtung unser Hafen sich bewegen wird,“ so der Bürgermeister. „Können wir die Fischerei halten oder zwingen uns europäische Gesetze dazu, diesen Bereich unseres Hafens auf ein Minimum zu reduzieren oder ganz aufzugeben?“

„Dagegen werden wir uns mit Händen und Füßen wehren,“ sagte Ostholsteins Landrat Reinhard Sager in seinem Grußwort und bezeichnete den Niendorfer Hafen als „Schmuckstück an der ostholsteinischen Ostseeküste“. Landrat Sager: „Insgesamt hat sich das Erscheinungsbild des Niendorfer Hafens in erheblichem Maße verändert - vom kleinen Fischereihafen zum großen attraktiven Sportboot- und Fischereihafen. Und dies in einer so beeindruckenden und positiven Art und Weise, dass der Niendorfer Hafen heute als einer der schönsten Fischerei- und Segelhäfen Schleswig-Holsteins gilt.“

Zu historischen Bildern auf der großen LED-Wand berichtete auch Gemeindeforscher Hartmut Schwarz von der Historie des Hafens. Niendorf entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts vom Fischerort zum beliebten Badeort. So hatte es am Strand, den sich Badegäste und Fischer teilten, Nutzungs- und Geruchskonflikte gegeben. Hobby-Historiker Schwarz berichtete von der Gründung eines Verschönerungsvereins im Jahr 1889, der den Strand nur für den Tourismus wollte. Die Fischer wehrten sich damals dagegen und als Kompromiss wurde schließlich von 1920 bis 1922 der Hafen gebaut.

Auf der Hafenbühne führte Tourismuschef Joachim Nitz außerdem Interviews mit zwei Niendorfer Fischern. Rüdiger Krüger ist 45 Jahre zur See gefahren und inzwischen im Ruhestand. Bereits mit 13 Jahren hat er sich für seinen Beruf entschieden und mit 15 die Lehre bei seinem Vater angefangen, dessen Kutter „Charlotte“ er schließlich übernahm. Lars Hauswald ist aktiver Berufsfischer, hat mit 13 Jahren erstmals Netze gesetzt und ist mit 16 Jahren bei seinem Vater in die Lehre gegangen. „Mein Sohn wollte dieses Jahr auch Fischer lernen, aber ich habe schweren Herzens Nein gesagt,“ berichtet der 46-jährige Niendorfer, der sich mit seiner Fischbar und dem Verkauf von Fischbrötchen und Backfisch übers Wasser hält. „Die Lage ist aufgrund der Fang-Quoten katastrophal. Ich habe drei Fahrzeuge und darf dieses Jahr keine 1.000 Kilogramm Dorsch mehr fangen.“ Peter Dietze, der zweite Berufsfischer im Niendorfer Hafen, bietet Kutterfahrten für Gäste an, um zusätzliche Einnahmen zu regenerieren.

Im Rahmen des Festempfangs wurde auch die Ausstellung „100 Hafengesichter“ anlässlich des Hafengeburtstages eröffnet. 100 großformatige Bilder, fotografiert von Wolfgang Köhler, schmücken den Fischereihafen in besonderer Art und Weise. Hierbei handelt es sich bei einem Drittel um historische Motive und bei Zweidrittel um zeitgenössische Portraits hiesiger Persönlichkeiten, die alte Erinnerungen und Aktuelles zum Niendorfer Hafen widerspiegeln. Viele der Fotografien sind bereits open air im gesamten Hafen verteilt zu sehen, andere kunstvolle Fotos folgen noch in den nächsten Tagen.

Einheimische und Gäste feierten den 100. Hafengeburtstag am letzten Juli-Wochenende drei Tage lang bei den Hafentagen mit einem bunten Programm, unter anderen mit vielen Live-Acts auf der Festwiese.

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