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Bad Schwartau. Wer das erste Mal davon hört, beginnt unweigerlich zu schmunzeln. Nur allzu gut kennt Rüdiger Müller diese Reaktion. Seit Jahrzehnten wird er zunächst einmal dafür belächelt, wenn er davon erzählt, was seine Passion ist. Der Mann aus dem nordniedersächsischen Wilsche sammelt Federbetten.
Der Ursprung dieser ungwöhnlichen Geschichte ist dagegen alles andere als lustig und reicht weit bis in seine Kindheit zurück. „Wir waren neun Kinder. Und immer abends, wenn mein Vater von der Arbeit nach Hause kam, und wir wieder einmal nicht artig waren, gab es zur Strafe etwas mit dem Hosengürtel. Ich versuchte mich davor zu schützen, indem ich mich in mein Federbett verkroch“, erinnert er sich.
Fortan stand für ihn fest: „Kein Federbett gehört auf den Sperrmüll.“
Und so hegte er nicht nur sein eigenes Federbett, sondern begann Anfang der 1980er Jahre damit, sich auf die Suche nach entsorgten Exemplaren zu begeben und sie zu sammeln. Und zwar im ganz großen Stil, um später einmal die gute Sache zu unterstützen – in welcher Form, stand da noch gar nicht fest.
Am 14. August 1993 nahm das Ganze dann konkrete Formen an. „Im Fernsehen habe ich einen Spendenaufruf für ein Mädchen gesehen, das an Leukämie erkrankt war und dringend Geld benötigte, um behandelt werden zu können“, schildert Rüdiger Müller.
An einem Altkleider-Container traf er zur selben Zeit zufällig einen Mann, der dort ausgediente Kleidung abholte und den er fragte, ob er jemanden kenne, der entsorgte Federbetten kaufe. „Ja, mein Chef“, war die Antwort und so kam der Kontakt zu einer Firma in Uelzen zustande, die dem „Bettensammler“ die Federbetten gegen Bares abnahm.
Ein win-win-Situation. Das Recycling-Unternehmen bereitet die Federn auf und stellt davon neue Federbetten her, für Rüdiger Müller gibt es dagegen das Geld.
Aber das behält er nicht etwa für sich. Im Gegenteil! Wie fleißig er bis zu dem Spendenaufruf im TV schon Federbetten gesammelt haben muss, verdeutlichen die 36.000 D-Mark, die er schließlich zur Behandlung an das an Leukämie erkrankte Mädchen überweisen konnte.
„Als die Firma, mit der ich damals übereingekommen bin, erstmals bei mir vorfuhr, musste sie ihren LKW wieder wegschicken und einen 40-Tonner ordern, um alle Federbetten abzuholen“, blickt Rüdiger Müller zurück – ein Nachbar habe ihm seinerzeit ein ganzes Haus zur Verfügung gestellt, um im großen Stil sammeln und alles unterbringen zu können.
Mittlerweile ist er mit seinem „Federbettensammler e.V. Gifhorn“ auch im Vereinsregister eingetragen und sein Einsatz für die gute Sache hat sich weiter herumgesprochen. An immer mehr Stellen in Deutschland konnte er Sammelstellen einrichten, die der Ehrenamtler persönlich mit dem „Vereinsbus“, einem Ford Transit, ansteuert.
„Ich bin Frührentner und habe die Zeit. Es ist mir eine Freude, wenn ich helfen kann“, sagt er.
Bis heute hat er als einziges „Aktives Mitglied“ seines siebenköpfigen Vereins so rund 325.000 Euro zusammengetragen und an verschiedene Einrichtungen wie SOS-Kinderdörfer, Hospizvereine, Tierheime oder die Deutsche Krebshilfe gespendet.
Bis nach Berlin hatte sich sein Engagement schließlich herumgesprochen. „Am 1. Juli 2011 wurde ich vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff beim großen Sommerfest für Ehrenamtler in Empfang genommen. Das war schon was Besonderes“, erzählt er.
Jetzt auch Sammelstelle in Bad Schwartau
Und jetzt hat der Zufall ihn auch nach Bad Schwartau geführt, wo er nun ebenfalls um Bettenspenden für den guten Zweck bittet. Bei einem Besuch seiner Bekannten Renate Röhl, die in Pansdorf wohnt, und ihn ebenfalls beim Sammeln der Federbetten unterstützt, entdeckte Rüdiger Müller durch Zufall auf dem Recyclinghof Süd des Zweckverbandes Ostholstein (ZVO) ein Federbett in einem der Müllcontainer. „Das gehört da nicht rein! Also fragte ich, ob ich es haben könne. Das allerdings war aus rechtlichen Gründen nicht möglich“. Aber die Verantwortlichen sagten Rüdiger Müller anderweitig Unterstützung zu. Neben dem eigentlichen Container für Federbetten stellt der Recyclinghof einen Bereich zur Verfügung, in dem Federbetten gezielt für den Ehrenamtler aus Niedersachen abgegeben werden können. Voraussetzung: „Wer uns sein Federbett zur Verfügung stellen möchte, muss das den Mitarbeitern des ZVO bei der Abgabe ausdrücklich mitteilen“, erklärt Rüdiger Müller und hofft, dass jetzt auch viele Einwohner aus Bad Schwartau und Umgebung ihn und seine ehrenamtliche Arbeit unterstützen. Die Federbetten sollten dabei in Plastiksäcken abgegeben werden, um sie vor Nässe zu schützen.
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