Interview mit Bürgermeister Thomas Keller

Ratekau in Zeiten der Corona-Krise

Interview mit Bürgermeister Thomas Keller
Thomas Keller, Bürgermeister der Gemeinde Ratekau.

Ratekau. Ein Virus legt die Welt lahm. Strände, Parkplätze und Toiletten sind in den Ostseegemeinden gesperrt, sorgen dort für Gesprächsstoff. Im Hinterland bleibt es dagegen relativ ruhig. Doch auch dort nimmt Corona großen Einfluss auf das öffentliche Leben. Wir haben Ratekaus Bürgermeister Thomas Keller um ein Interview gebeten, wie sich die Pandemie auf die Arbeit im Rathaus und in der Gemeinde auswirkt.

Herr Keller, wie hat sich die Arbeit im Rathaus verändert?
Die Arbeit hat sich gravierend verändert. Wir mussten uns zunächst darauf einstellen, dass wir die Arbeit sicherstellen und arbeitsfähig bleiben. Die Gefahr bestand, dass wenn ein Mitarbeiter erkrankt, dass dann wirklich viele unter Quarantäne gestellt werden und einzelne Bereiche nicht mehr bedient werden.

Und wie läuft die Arbeit aktuell?
Wir haben das Rathaus in zwei Teams aufgeteilt. Ein Team ist immer im Rathaus, ein Team ist im Home-Office. Das wechselt wöchentlich, so dass wir insgesamt das Rathaus in allen Bereichen besetzt halten – und auch erreichbar sind in allen Bereichen.
Wir kriegen täglich neue Informationen zu Detailfragen. Das muss alles ausgewertet und umgesetzt werden. Zu Anfang waren es die Regelungen zu Öffnungen und Schließung von Verkaufsstellen, wie geht man mit Veranstaltungen oder Versammlungen, Sitzungsterminen, Kita- und Schulschließungen um. Jetzt geht es weiter mit der Schulöffnung und den Prüfungen. Auch die Einsatzfähig der Feuerwehr ist ein Thema. Es kommen täglich neue Informationen und das wird sicherlich auch so weitergehen.

Wie läuft die Kommunikation?
Wir versuchen, viel übers Telefon zu machen, sind ständig in Telefonkonferenzen. Auch mit unseren Fraktionsvorsitzenden und mit unserer Bürgervorsteherin. Wie gesagt: Wir halten alles am Laufen. Und für dringende Fälle bieten wird auch persönliche Gespräche an. Allerdings nur nach Terminvergabe.

Ist die Arbeit durch Corona mehr geworden, beziehungsweise, welche Fachbereiche sind besonders betroffen?
Die Arbeit geht in allen Bereichen weiter. Es stockt natürlich in Bauleitplanverfahren, wo wir öffentliche Auslegungen haben. Wir machen im Moment keine Sitzungen, überlegen, ob wir nach der Sommerpause wieder eine Gemeindevertretersitzung durchführen. Ansonsten geht das Alltagsgeschäft natürlich weiter. Zusätzlich im Ordnungsamt natürlich mit anderen Fragen. Da arbeiten wir eng mit der Polizei zusammen, achten dabei aber sehr auf Verhältnismäßigkeit.

Halten sich die Ratekauer an die Vorgaben?
Wir stellen fest, dass die Bürger sich sehr diszipliniert verhalten, und dass man sich bis auf wenige Einzelfälle an die Regelungen auch hält. Anfänglich gab es viele Fragen und das hat natürlich auch das Ordnungsamt zusätzlich belastet.

Was passiert nach dem 19. April oder sollte passieren?
Das kann derzeit natürlich keiner genau sagen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es an der einen oder anderen Stelle Lockerungen gibt, allerdings das wiederum verbunden mit neuen Auflagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man gänzlich aussteigt – also den Exit macht. Das wäre sicherlich kontraproduktiv. Denn die Krise ist nach wie vor da und es geht nach wie vor darum, die Ausbreitung des Coranavirus zu verzögern, und das gelingt offensichtlich sehr gut in Ostholstein. Die Zahlen sprechen jedenfalls dafür.

Wie sieht es bei Familie Keller in Zeiten der Corona-Pandemie persönlich aus?
Wir bewegen uns. Fahren Fahrrad, gehen spazieren. Das muss man, glaub ich, auch tun. Wir achten dabei schon darauf, Abstände zu wahren und die empfohlenen Maßnahmen umzusetzen. Aber wir bewegen uns natürlich überwiegend innerhalb der Familie.

Aus dem Rathaus kamen bislang keine großen Ansprachen zur Gesamtsituation
Wenn es relativ ruhig ist in der Gemeinde, muss ich nicht immer noch einen draufsetzen und sagen „Beibt ruhig!“, und „Es wird wieder besser.“ Das finde ich ein bisschen übertrieben. Die Bürger wissen, was sie zu tun haben und was sie nicht dürfen. Und sie halten sich ja auch daran. Und dann soll man auch nur das tun, was erforderlich ist.

Was würden Sie den Ratekauern jetzt mit auf den Weg geben?
Weiterhin gemeinsam daran zu arbeiten, dass die Ausbreitung möglichst auf niedrigen Niveau gehalten wird und dass wir dann gemeinsam mit Disziplin durch die Krise kommen. Die Maßnahmen wirken, aber wir sind noch nicht durch. Insofern heißt es Durchhalten.

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