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Stockelsdorf. Die Stockelsdorfer Fair Trade-Gruppe und die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Stockelsdorf laden zu einer kostenlosen Lesung und einer Ausstellung über „Faire Mode“ ein. Am Donnerstag, dem 4. November, um 19.30 Uhr liest Imke Müller-Hellmann aus Bremen aus ihrer Dokumentation „Leute machen Kleider“.
Sie wollte wissen, was wäre, wenn morgens aus unserem Kleiderschrank die Menschen klettern würden, die die Kleidung hergestellt haben. Was würden sie von ihrer Arbeit und von ihrem Leben erzählen? Imke Müller-Hellmann hat ihre Lieblingskleidungsstücke eingepackt und ist losgefahren: Bangladesch, Vietnam, Portugal, Deutschland, China ... Sie lernte die Näherin ihrer Fleecejacke kennen, den Textilveredler von Slip Claudia und die Spinnerin des Garns ihrer Wandersocken. Sie interviewte Firmenchefs in deutschen Luxushotels und Manager auf staubigen, bengalischen Pisten, fuhr an chinesischen Betriebstoren vor und bedankte sich bei den verblüfften Angestellten für ihre Lieblingsjacke. Sie wollte wissen: Wovon träumt eine Wanderarbeiterin in China, die zehn bis zwölf Stunden am Tag unter Neonlicht näht? Was erhofft sich ein Näher in Bangladesch von seiner Zukunft? Was eine Schuhmacherin in Portugal? Doch bis sie die Menschen besuchen konnte, braucht es Beharrlichkeit. Die Autorin rang mit den Firmen ihrer Kleidungsmarken um die Herausgabe der Zulieferernamen und bat Gewerkschaften um Hilfe.
Wilhelm Fritzen von der Fair Trade-Gruppe: „‚Leute machen Kleider‘ ist eine Reise durch die globale Textilproduktion, voller Begegnungen und überraschender Einblicke in eine weltweit vernetzte, gigantische Industrie. Ein Buch, das vor allem von den Menschen erzählt, die uns über unsere Kleidung ganz nah sind. Imke Müller-Hellmann berichtet auf fesselnde Weise über ihre Erfahrungen und kommt mit uns ins Gespräch. Ihr Buch kann nach der Lesung erworben werden“.
„Rund 60 Kleidungsstücke werden in Deutschland pro Person jährlich gekauft. Bis zu 24 Kollektionen werden pro Jahr herausgegeben, das ist eine Neue alle zwei Wochen“, so Sabine Gall-Gratze von der Fair Trade Gruppe Stockelsdorf. „Laut Greenpeace liegen zirka 40 Prozent unserer Kleidungsstücke ungetragen im Schrank. Einige Marken setzen aber mittlerweile auf soziale Ansätze.“
„Da über 90 Prozent unserer Kleidung aus sogenannten Billiglohnländern kommt, tragen wir als Konsument*innen eine Verantwortung für dieses System. Wir wollen die Zusammenhänge verdeutlichen und zum bewussten Konsum aufrufen“, so die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Stockelsdorf Gudrun Dietrich.
Darüber informiert auch die Ausstellung „Im Fadenkreuz“ vom 3. bis 11. November im Foyer des Stockelsdorfer Rathauses während der Öffnungszeiten. „Es geht um die globalen Hintergründe der Bekleidungsindustrie. Die Ausstellung erzählt am Beispiel einer Jeanshose sehr anschaulich, unter welchen Bedingungen und mit welchen sozialen und ökologischen Folgen sie produziert wird, vom Baumwollanbau bis zum Verkauf in unserem Lieblingsladen, und wieviel von dem Preis, den wir zahlen, bei wem ankommt“, so Dietrich.
Sabine Gall-Gratze: „Die Herstellungskette einer Jeans, die in der Ausstellung dargestellt wird, ist sehr komplex. Sie kann bis zu 19.000 Kilometer Transportwege hinter sich haben und verbraucht bis zu 8.000 Liter Wasser, das wird auf den Tafeln ganz klar veranschaulicht. Die Ausstellung vereint soziale, ökologische, marktwirtschaftliche und politische Aspekte und zeigt Alternativen auf, so dass man mit guten Anregungen nach Hause geht.“
„Da sowohl die Arbeiter*innen als auch die Konsument*innen zu über 90 Prozent Frauen sind, ist faire Mode ein Frauenthema. Wir entscheiden tagtäglich, ob wir neue Kleidung kaufen, und wenn ja, welche. Um bewussten Konsum zu fördern, legen wir Infomaterial über Produktionsbedingungen, globale Zusammenhänge und faire Mode zum Mitnehmen aus.“
Die Lesung findet unter den geltenden Hygienebedingungen unter Beachtung der 3 G-Regel im Sitzungssaal des Rathauses, Ahrensböker Straße 7, in Stockelsdorf statt. Da die Zahl der Gäste begrenzt ist, wird um Anmeldungen bis Sonntag, den 31. Oktober, bei g.dietrich@stockelsdorf.de gebeten.
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