Neues Kooperationsprojekt soll Fachkräftemangel reduzieren: Junge Azubis aus Mexiko für Hotels und Gastronomie

Azubis aus Mexico in Tdf
Jörg Hansen (von links) und Georg Willenborg übergeben die erste Bewerbung an Christian von Oven, Geschäftsführer vom Golf-Resort Strandgrün. Tourismuschef Joachim Nitz (rechts) unterstützt das Projekt. (Foto: René Kleinschmidt)

Timmendorfer Strand. In Deutschland herrscht zunehmend ein Fachkräftemangel, der sich auch in Schleswig-Holstein deutlich bemerkbar macht, der Bedarf an Auszubildenden wird hier in den nächsten Jahren steigen. Auch der Kreis Ostholstein leidet in vielen Bereichen unter einem Fachkräftemangel, entlang der Lübecker Bucht auch im Gaststätten- und Hotelgewerbe. Nach Angaben der Arbeitsagentur bleiben weit über 1.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Im Rahmen eines neuen Kooperationsprojektes wirft man in Timmendorfer Strand den Blick nach Mexiko, wo vor allem junge Menschen nach Arbeit suchen. Dort ist die Gruppe der jungen Menschen am stärksten von der Arbeitslosigkeit betroffen. Das Kooperationsprojekt „Trabajo Mexico-Alemania“ wirbt junge Mexikaner als Auszubildende für die Gastronomie und Hotellerie an. Sie sollen in Ostholstein ausgebildet werden und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Dafür haben Jörg Hansen, ehemaliger FDP-Landtagsabgeordneter, und sein ehemaliger, wissenschaftlicher Mitarbeiter Georg Willenborg das neue Kooperationsprojekt aufgebaut. Willenborg spricht spanisch und hat persönliche Beziehungen nach Mexiko. Zusammen haben sie die Firma Hansen und Willenborg Consulting (HaWiCon) gegründet und vermitteln jetzt junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren aus der Stadt Puebla im gleichnamigen Bundesstaat in Mexiko an Betriebe in Ostholstein.

„Unser Projekt verspricht dem vom Fachkräftemangel gebeutelten Hotel- und Tourismusgewerbe in der Region Timmendorfer Strand eine Abmilderung der Situation und verfügt über das Potential einer langfristigen Versorgung mit motivierten Auszubildenden aus Puebla,“ so Jörg Hansen. „Diese Auszubildenden werden sich nach unserer Überzeugung aufgrund der guten Integrationsmöglichkeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen in Ostholstein langfristig ansiedeln.“

Die jungen Menschen aus Mexiko können ein sogenanntes 3+2-Visum bekommen. Das ermöglicht ihnen nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine weitere Duldung für zwei Jahre, „damit sie nach der Ausbildung weiter den Betrieben in der Lübecker Bucht zur Verfügung stehen“, so Hansen und Willenborg. „Das läuft über das sogenannte schnelle Fachkräfteverfahren.“

In Mexiko ist die Nichtregierungsorganisation (NGO) Actuar A. C., die sich dort um Jugendliche kümmert, die Partneragentur von HaWiCon. In einer Videoschalte via Internet berichtete die Vorsitzende Susana Serrano über ihre Arbeit und die Situation in Puebla. „Die Jugendlichen haben alle Talente, benötigen aber Hilfe, sie strengen sich sehr an, aber am Ende gibt es keine Arbeit für sie,“ so Serrano. „Ich bin sehr dankbar, dass die Hoteliers in Deutschland das Projekt unterstützen und bereit sind, unseren Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen. Viele junge Menschen in Mexiko sind arbeitslos oder arbeiten schwarz und befinden sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen.“ Actuar A. C. wirbt nicht nur in Schulen um Bewerber, sondern auch im Internet – mit Infos und Fotos vom Ostseebad.

„Ein deutscher Gesellenbrief ist das ersehnte Ziel der jungen Mexikaner,“ fügt Willenborg hinzu, der das Online-Gespräch mit Susana Serrano übersetzt. In Puebla gibt es viele deutsche Unternehmen und ein deutscher Gesellenbrief hat dort einen hohen Stellenwert. Eine duale, deutsche Ausbildung ist in Mexiko allgemein sehr hoch angesehen.

Georg Willenborg betreut das Projekt, spricht spanisch und übersetzt die Fragen der Journalisten an Susana Serrano, die aus Mexiko per Videoschalte zugeschaltet ist. (Foto: René Kleinschmidt)

Mit dem Kooperationsprojekt können junge Mexikaner mit einer Ausbildung in Timmendorfer Strand und Umgebung ihren Gesellenbrief erwerben und alles Nötige wird organisiert: Vom Sprachkurs vor der Abreise nach Deutschland über den Flug und das Visum bis zur ganzheitlichen Betreuung in Deutschland.

„Das Projekt beinhaltet aber nicht nur die reine Vermittlung in die Region Timmendorfer Strand, als Unternehmen denken wir den Inte­grationsprozess mit, da wir der Überzeugung sind, dass nur wer integriert ist, langfristig in Ostholstein bleibt,“ so Jörg Hansen.

Dafür wurde ein Drei-Säulen-Modell zur Integration entwickelt, in dem die Freiwilligen Feuerwehren, die Sportvereine und die katholische Kirche eine wichtige Rolle spielen. Neben Freizeitangeboten wurde Kontakt zum Erzbistum Hamburg hergestellt. Ein spanisch sprechender Priester hat sich bereiterklärt, sich um die oft sehr gläubigen jungen Mexikaner zu kümmern.

Die Kosten von rund 5.000 Euro pro Bewerber tragen die zukünftigen Arbeitgeber. Der jeweilige Betrieb muss auch für eine Unterkunft sorgen. „Wer bereit ist, junge Leute aus Mexiko aufzunehmen und ihnen Wohnraum geben kann, darf sich gerne an die TSNT GmbH werden,“ berichtet Tourismuschef Joachim Nitz. „Wir möchten Azubis zum Ausbildungsstart im Sommer gewinnen und die Schnittstelle zwischen der Idee, dem Projekt und den Betrieben bilden, um junge Menschen in die Betriebe und Personal in die Region zu bekommen.“

Außerdem sind interessierte Betriebe aus der Region herzlich eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen. Jörg Hansen ist per E-Mail an dekade@outlook.de erreichbar.

Und es gibt bereits zahlreiche Bewerber aus Mexiko, die eine Ausbildung in der deutschen Gastronomie oder Hotellerie machen möchten. Die erste Bewerbung einer 19-jährigen Mexikanerin, die Köchin werden möchte, ist bereits in Timmendorfer Strand eingegangen und wurde beim Pressetermin an Christian von Oven, Geschäftsführer vom Golf-Resort Strandgrün, weitergereicht.

„Das Projekt leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und schafft langfristige Perspektiven, da die Jugendlichen mit einer deutschen Ausbildung entweder nach Mexiko zurückkehren oder hier weiterarbeiten können, es liegt in ihrer Hand,“ so die Beteiligten des Projektes abschließend.

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