Stockelsdorf. Zum zweiten Mal hatte der Seniorenbeirat der Gemeinde Stockelsdorf gemeinsam mit Gewerkschaften am vergangenen Freitag zu einem „Spaziergang für Rentnerinnen und Rentner“ eingeladen. Rund 500 Interessierte fanden sich auf dem Münzplatz ein. „Seit unserem ersten Spaziergang am 5. April ist viel passiert“, hieß der Beiratsvorsitzende Jürgen Fischer die Teilnehmer der Kundgebung willkommen. Etliche Telefonate und persönliche Nachfragen habe es bis heute gegeben. Und nicht zuletzt durch soziale Medien und YouTube „sind wir Aktivisten mit unseren Bemühungen um einen Inflationsausgleich für Senioren in ganz Deutschland bekannt geworden“, sagte er.

Und: „Das Altenparlament hatte im letzten Jahr einstimmig den Antrag auf Inflationsausgleich befürwortet.“ Aber nichts sei seitdem seitens der Politik passiert. „Darum müssen wir heute nochmals lautstark auf uns aufmerksam machen.“

Fischer erinnerte dabei auch an die seit Mitte April laufende Online-Petition des Bündnisses aus den Gewerkschafen IG Metall, Verdi, der AWO, dem SoVD, dem VdK und den Seniorenbeiräten aus der Region, mit der dringenden Aufforderung an die Politik die Ungerechtigkeit zu beenden. Diese Petition wurde mittlerweile mehr als 133.000 Mal unterzeichnet.

Was die protestierenden Senioren besonders stört: Um sie herum würden gigantische Tarifabschlüsse getätigt. Fischer: „Nehmen wir nur die durch Streik erpressten Erhöhungen im Bereich der Bahn oder beim Flughafenpersonal. Bis zu 16,5 Prozent und dann noch Inflationsausgleich von 3.000 Euro.“ Ähnlich große Bauchschmerzen habe er beim Blick auf den Bundestag, der sich zu Jahresbeginn die Diäten um 2,7 Prozent erhöht hat. Am 1. Juli folgt eine weitere (Rekord-)anhebung von 6,2 Prozent. „Das sind 635,50 Euro im Monat mehr. Zuvor haben dann auch noch alle Bundestagsabgeordneten eine Inflationsausgleichszahlung von 3.000 Euro erhalten“, so der Beiratsvorsitzende.

Ähnlich argumentierten Alfred Bornhalm, Vorsitzender des SoVD in Schleswig-Holstein, Ulli Stangen, der für die IG Metall-Senioren aus Kiel und Neumünster sprach, und Udo Ehmke aus Lübeck, der Organisator der Bündnistreffen der letzten Monate.

Bevor Jürgen Fischer den „Spaziergang“ startete, gab er das Wort an die Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn (SPD), die mit ihrer Parteikollegin, der Landtagsabgeordneten Sandra Redmann, an der Kundgebung teilnahm – der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens und Schleswig-Holstein Sozialministerin Aminata Touré (Die Grünen) hatten sich terminbedingt entschuldigen lassen. Hagedorn rechtfertigte die Entscheidungen des Bundestages als Entscheidungen, die gesetzlich abgesichert seien. Den anwesenden Senioren schenkte sie reinen Wein ein. Ihrer Einschätzung nach werde es vor dem Hintergrund aktuell massiver Haushaltsprobleme keine Inflationsausgleichszahlung geben. Abschließend bot sie an, bei einem der regelmäßigen Seniorenfrühstücke des Stockelsdorfer Seniorenbeirates für Gespräche vorbeizuschauen.

Jürgen Fischer nahm das Angebot dankend an, versprach in Sachen Inflationsausgleich weiterzumachen und kündigte bereits einen 3. Spaziergang im Sommer an.

Nicht ganz so viele Senioren wie bei der Auftaktveranstaltung beteiligten sich an der Protestaktion. Dennoch war der Münzplatz in Stockelsdorf gut gefüllt. (Foto: Stefan Setje-Eilers)